Der vergangene Winter ist gut überstanden – doch wie sieht es mit dem nächsten aus? Wir, die Stadtwerke Dreieich, haben über die Stromversorgung mit dem Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gesprochen und Antworten auf wichtige Fragen erhalten. Außerdem erklären wir, wie sicher die Lieferung aktuell mit Erdgas ist und erklären die Zusammenhänge.
Nach Einschätzung des BDEW ist ein Blackout sehr unwahrscheinlich. Es könnte aber zu Situationen kommen, in denen regional kurzfristig abgeschaltet werden muss. Das wäre jedoch kein klassischer Stromausfall, sondern ein kontrollierter Eingriff, um die Netze zu stabilisieren, damit die Versorgung deutschlandweit gesichert ist.
Außerdem steht die Energiewirtschaft in engem Austausch mit der Bundesregierung und tut alles dafür, dass es nicht zu kritischen Situationen in der Energieversorgung kommt. Zum Beispiel soll das sogenannte Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz eine Gasmangellage verhindern, indem mit Kohlekraftwerken zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten für den Markt zur Verfügung gestellt werden. Bei Unternehmen und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, wie Krankenhäuser sowie Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger, sind ohnehin Notstromaggregate vorhanden.
Der BDEW schätzt die Situation als angespannt ein, betont aber, dass Panikmache hier nicht weiterhilft. Die privaten Haushalte gehören zu den geschützten Kunden. Das heißt, sollte trotz aller bereits eingeleiteter und noch anstehender Maßnahmen doch die Situation eintreten, dass das Gas knapper wird, dann werden sie vorrangig mit Gas beliefert. Dieses Privileg haben sonst nur noch Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr und Co. und es ist gesetzlich verankert.
LNG, also Flüssigerdgas, kann einen wichtigen Beitrag leisten, die Energieversorgung sicherzustellen. Denn LNG ermöglicht Deutschland, Erdgas aus Ländern zu beziehen, zu denen keine Pipeline-Verbindungen bestehen. Unbedingt notwendig sind eigene LNG-Terminals in Deutschland, wie in Wilhelmshaven und Brunsbüttel.
Die Experten befürworten daher ausdrücklich die Entscheidung der Bundesregierung, LNG-Terminals nun ein „überragendes öffentliches Interesse“ einzuräumen und dafür die gesetzlichen Grundlagen geschaffen zu haben, um ihren Bau zu beschleunigen. „Je früher sie zur Energieversorgung beitragen können, desto besser“, heißt es vom BDEW. Denn in einer Ausnahmesituation wie dieser, in der es um die Gasversorgungssicherheit in Deutschland gehe, sei es gerechtfertigt, Genehmigungsprozesse und damit auch einzelne Prüfungsschritte zu verkürzen.
Selbstverständlich müsse dabei die Sorge im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz ernstgenommen werden. Deshalb unterstützt der Verband den Ansatz der Bundesregierung, das Gesetz zeitlich und auf spezielle Projekte zu befristen sowie es zur Auflage zu machen, dass ab 2043 über die entstehende Infrastruktur nur noch Wasserstoff oder dessen Derivate importiert werden.
Für den BDEW sind Investitionen in erneuerbare Energien entscheidend, um die aktuelle Energiekrise zu überwinden. Für eine sichere, unabhängige Energieversorgung der Zukunft seien demnach der Ausbau der Erneuerbaren, der Bau neuer Speicher und der Aus- und Umbau der Netze unabdingbar.
Erneuerbare Energien tragen dazu bei, kurzfristig das Stromangebot zu erhöhen und damit die Preise zu senken und langfristig unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Ihr schleppender Ausbau müsse dringend beschleunigt werden.
Die Experten betonen die Dringlichkeit, so schnell wie möglich mehr Flächen für Anlagen auszuweisen. Dabei müsse sichergestellt sein, dass das Ziel, zwei Prozent der Flächen in Deutschland für regenerative Energieerzeugung zu öffnen, auch wirklich vollständig erreicht wird und nicht auf dem Verfahrensweg schrumpft. Im Wärmesektor wird eine beschleunigte Altbausanierung und die Ablösung fossiler Technologien durch klimaneutrale Systeme noch wichtiger.
Zudem müssen die Bedingungen für Netzausbau und Wasserstoff-Hochlauf schnellstens verbessert werden. Das Motto könne nur noch heißen: Beschleunigung jetzt.
Gaswirtschaft und Bundesregierung arbeiten seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit Hochdruck daran, eine Gasmangellage abzuwenden – was im vergangenen Winter auch verhindert werden konnte.
Momentan ist die Gasversorgung in Deutschland stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Zentrale Herausforderung bleibt es jedoch, sich für den Winter 2023/2024 vorzubereiten. Denn um die Gasversorgung sichern zu können, braucht es wieder volle Gasspeicher. Als Etappenziel galt am 01. September einen Füllstand von 75 % zu erreichen – was mit knapp 94 % sogar deutlich überschritten wurde. Dennoch gilt für Haushalte und Industrie weiterhin, sparsam mit Erdgas umzugehen.
Außerdem hat die Bundesregierung seit dem Ende der russischen Gasimporte daran gearbeitet, neue Bezugsquellen für Erdgas zu erschließen bzw. vorhandene auszubauen. Derzeit importiert Deutschland die größten Erdgasmengen aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und über den internationalen LNG-Markt.
Flüssigerdgas, auch LNG (Liquefied Natural Gas) spielt für die deutsche Versorgung mit Erdgas eine immer wichtigere Rolle. Im September 2023 sind bereits drei schwimmende LNG-Terminals im Regelbetrieb, bei denen Flüssigerdgas auf Schiffen zurück in den gasförmigen Zustand umgewandelt werden: Wilhelmshaven I, Brunsbüttel und Lubmin.
Frühstens Ende 2023 soll Stade und Wilhelmshaven II folgen. Die geplante Kapazität aller vier schwimmenden Terminals liegt bei 22,5 Milliarden Kubikmeter Gas. Außerdem ist geplant, in einigen Jahren die schwimmenden durch stationäre Terminals zu ersetzen.
Mit dem Ausbau der Infrastruktur für Flüssigerdgas wird außerdem die Energiewende forciert: Denn das Netz soll auch für grünen Wasserstoff ertüchtigt werden.
Die Vorratshaltung von Erdgas in riesigen Speichern spielt eine wichtige Rolle für die Versorgungssicherheit. Deutschlandweit gibt es zurzeit 51 solcher Lagestätten mit einem Speichervolumen von insgesamt rund 24 Milliarden Kubikmetern.
Am 2. September 2023 meldete die Bundesregierung: Der Füllstand der Gasspeicher liegt mit knapp 94 % derzeit deutlich über dem benötigten Speicherstand zu diesem Zeitpunkt. Mit Blick auf alle europäischen Gasspeicher hält die Gas Infrastructure Europe aus Brüssel die aktuellen Füllstände vor.
Dann greift der Notfallplan Gas, der auf einer EU-Verordnung von 2017 basiert und das Vorgehen Deutschlands regelt, wenn Engpässe bei der Versorgung mit Erdgas drohen. Der Plan unterscheidet drei Eskalationsstufen: die Frühwarn-, die Alarm- und die Notfallstufe. Seit Ende Juni 2022 gilt die Alarmstufe.
In den ersten beiden Kategorien sichern marktbasierte Aktionen die Gasversorgung. Dazu gehören der Rückgriff auf Gasspeicher und die Beschaffung über andere Lieferanten. Hinzu kommen der Wechsel auf andere Energieträger und vertraglich geregelte Abschaltvereinbarungen mit der Industrie. Die Gaswirtschaft und die zuständigen Behörden beobachten dabei die aktuelle Lage sehr genau und bewerten die bestehenden Vorsorgepläne.
Erst wenn diese marktbasierten Mechanismen nicht ausreichen, tritt die sogenannte Notfallstufe in Kraft. Dann hält die Bundesnetzagentur das Heft in der Hand. Sie darf Zwangsmaßnahmen anordnen und beispielsweise bestimmte Gaskraftwerke und Industriekunden abschalten.
Wichtig zu wissen: Haushalte und Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheime stehen dabei unter einem besonderen Schutz – ihnen wird so lange Gas geliefert, wie es zur Verfügung steht.
Für unsere Kunden ergeben sich hieraus zunächst keine direkten Auswirkungen. Selbst wenn es zu Engpässen in den Wintermonaten kommen sollte, sind private Haushalte genau wie soziale Einrichtungen besonders geschützt.
Laut Bundesnetzagentur gilt für September 2023: Momentan ist die Gasversorgung in Deutschland stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Aus Vorsorgegründen sollten alle ihren Gasverbrauch so weit wie möglich reduzieren. Das ist auch deshalb wichtig, da die Beschaffungspreise am Gasmarkt zwar gefallen, aber immer noch hoch sind.
Grüner, also mit Ökostrom erzeugter, CO2-freier Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für den Weg in die klimaneutrale Zukunft. Das Potenzial ist riesig. Dies belegen zahlreiche aktuelle Pilotprojekte im Bereich Mobilität, Industrieproduktion oder Heizen. Schon heute leistet grüner Wasserstoff einen Beitrag zur Wärmewende.
In mehreren Projekten testen Experten, ob er sich bis zu einem Anteil von 20 Prozent dem Gas im Verteilnetz beimischen lässt. Doch wird es noch einige Jahre dauern, bis ausreichende Produktions-, Transport- und Verteilkapazitäten zur Verfügung stehen.
Üblicherweise schlummert im eigenen Heizungskeller das größte Potenzial. Viele Anlagen sind älter als 20 Jahre und verschwenden unnötig Energie. Der Wechsel zu klimafreundlichen Alternativen wie Brennwertkessel und Solarthermie, Wärmepumpe oder Brennstoffzellenheizung hilft, den Energieverbrauch deutlich zu reduzieren. Die Stadtwerke Dreieich unterstützen ihre Kunden bei der Wahl der passenden Lösung und bieten außerdem attraktive Finanzierungsmöglichkeiten mit dem Produkt Thermopur® an.
Aber auch all jene, die sich für Strom vom eigenen Dach entscheiden, verringern die Importabhängigkeit von Erdgas. Denn Gaskraftwerke decken einen wichtigen Teil des Strombedarfs. Unser Pachtmodell Solarpur (verlinken) beinhaltet alle Leistungen – von der Beratung über die Finanzierung bis hin zur Instandhaltung und Versicherung der Anlage.
Weitere Tipps für mehr Effizienz bietet unsere Energiesparseite: Energiespartipps für zu Hause.
Ja, die Bundesregierung plant, die Haushalte bei Strom- und Gaspreisen zu entlasten. Am 2. November 2022 haben Bund und Länder in Berlin getagt und unter anderem die Gaspreisbremse beschlossen. Sie besteht aus zwei Stufen: Als Soforthilfe übernahm der Bund den Dezember-Abschlag 2022 für Gas und Wärme für private sowie kleine und mittlere gewerbliche Kunden. Diese Einmalzahlung sollte den Zeitraum bis zur zweiten Stufe der Gaspreisbremse überbrücken. Sie gilt seit März 2023 bis mindestens Ende April 2024, und griff Stand heute aber schon ab Februar 2023. Garantiert wird den Haushalten damit ein Brutto-Arbeitspreis inklusive aller staatlich induzierten Preisbestandteile von 12 Cent/Kilowattstunde für Gas. Der Preis gilt für 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose. Diese orientiert sich am Vorjahresverbrauch. Für die restlichen 20 Prozent greift der Marktpreis. Damit will der Bund die Motivation aller aufrechterhalten, Energie zu sparen.
Die Strompreisbremse gilt seit Januar 2023: Für den Basisbedarf von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs soll dann ein Bruttopreis von 40 Cent je Kilowattstunde gelten. In den Genuss dieser Rabatte für Gas, Strom und Fernwärme kommen Haushalte ohne Antrag: Die Arbeit, ihre Abrechnungen mit den beschlossenen Maßnahmen abzugleichen, übernehmen Energieversorger für ihre Kunden. Allerdings fielen die Preisanpassungen zum 1. Januar 2023 bei den Stadtwerken Dreieich geringer aus als bei vielen anderen Versorgern. Dank ihrer vorausschauenden, über mehrere Jahre angelegten Beschaffungsstrategie lagen die Preise unter denen der geplanten Strom- und Gaspreisbremse. Und das für die gesamte Verbrauchsmenge.
Und der Umsatzsteuersatz auf Gaslieferungen wird rückwirkend zum 1. Oktober 2022 bis Ende März 2024 von 19 auf sieben Prozent reduziert.
Wie sich die Entlastungen weiterentwickeln werden, beobachten die Stadtwerke Dreieich für Sie und geben sie natürlich 1 zu 1 weiter.
Die Gasversorgung in Stadt und Kreis Offenbach ist aktuell weiterhin gewährleistet. Dennoch verweisen wir für die nächsten Monate gern auf den vorsichtigen Optimismus der Bundesnetzagentur. Klar ist, die Energiewende ist der richtige Kurs, sie muss weiter Fahrt aufnehmen, die Energieeffizienz muss steigen und der Verbrauch sinken. Zu allen Punkten tragen die Stadtwerke Dreieich nach Kräften bei.